Mittwoch, 17. Juli 2013

Früher bin ich mal gelaufen



Früher bin ich mal gelaufen

Trainig ist Gewohnheit – alles andere auch

Es ist jetzt mittlerweile zwei Jahre her, dass ich wöchentlich dreimal joggen ging. Die zehn Kilometer lief ich in 54 Minuten (hey, für mich war das richtig schnell – ich bin Raucher), und meine längste Trainingsstrecke ging über 18 Kilometer. Ich fühlte mich fit, war tagsüber nie müde und schlief nachts wie ein Baby. Mein Selbstvertrauen war unerschütterlich und ich war sicher, dass ich alles schaffen konnte, weil ich schon das geschafft hatte.

Dann streikte mein Knie. Diagnose Läuferknie. Ein halbes Jahr lang scheiterte jeder Versuch, zumindest wieder kurze Strecken zu laufen. Da ging gar nichts. Also hörte ich ganz auf. Ich versuchte es gar nicht mehr.
Anfang 2013 war ich elf Kilo schwerer als damals, hatte einen stattlichen Kugelbauch unter meinem T-Shirt und war häufig gereizt, abgespannt und antriebslos. Das konnte so natürlich nicht weitergehen. Das entsprach ganz und gar nicht meinem Selbstbild. Also musste eine Veränderung her – eine radikale Veränderung.

Diese Veränderung versuchte  ich, mit der Keule zu erzwingen. Ich befahl mir, künftig beim Essen disziplinierter zu sein, wieder mit dem Laufen anzufangen, jeden Tag Liegestütze und Sit-Ups zu machen, und wenn ich schon mal dabei wäre, auch gleich meine stockende Autorenkarriere mit zu sanieren. Jeden Tag fünf Seiten schreiben verordnete ich mir. Ach ja: Die Wohnung sah am Wochenende auch meist aus, wie ein Saustall. Wer konnte schon nach einem langen Arbeitstag auch noch dafür sorgen, dass der Wäschekorb immer leer, die Geschirrspülmaschine immer voll und das Parkett immer gefegt und gewischt war? Also ich nicht. Meine Frau? Die hat ja selbst einen Job – einen aufreibenderen als ich sogar.

Also wurde ein perfekter Haushalt mit auf die To-Do Lite gesetzt. Oh, und eine neue Sprache lernen wäre fein. Also rein in die Warteschlange der unerledigten Dinge. Natürlich sollte auch das Chaos der in sämtlichen Schubladen gehorteten Papiere endlich mal verschwinden. Kein Problem – mache ich gleich mit.
Als ich mit dieser Taktik aufgrund hoffnungsloser Verzettelung und abgrundtiefer Frustration bis zum Selbsthass auf ganzer Linie gescheitert war, begann ich, das Problem grundlegender zu betrachten.

Ich stellte mir Fragen:
1.       Warum schaffe ich nicht, was ich mir vorgenommen habe?
2.       Kann ich das überhaupt schaffen – zumindest theoretisch?
3.       Was muss ich tun, um das zu schaffen?
4.       Was muss ich dazu wissen?
5.       Was will eigentlich ganz konkret?
Wie würden Sie auf diese Fragen antworten, wenn es Ihr Leben beträfe? Betrifft es vielleicht sogar Ihr Leben? Da bin ich eigentlich ziemlich sicher. Auf Kommentare dazu wäre ich sehr gespannt.
Wie ich diese Fragen für mich beantwortet habe, teile ich Ihnen in meinen kommenden Beiträgen mit.

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5 Kommentare:

  1. Ja, diese Fragen habe ich mir auch selbst "verordnet" bzw. ähnliche und in den ganzen Büchern (die du ja schon kennst) aufgearbeitet.. und gut hats getan. Wenn man Dinge nicht angreift, schweben sie irgendwann wie ein Damoklesschwert über einem... und die Aufschieberitis, wie ich das gerne nenne, stellt sich ein. Leider wird man auch unaufhaltsam etwas zu selbstkritisch und zieht auch diese Menschen an. Gleiches gesinnt sich zu Gleichem... Wenn man sich selbst nicht mehr "ansehen" kann im Spiegel oder sich lieb tätscheln möchte und auch stolz ist auf sich und seine Taten, dann ist es höchste Zeit, Rhythmen zu ändern... - Jene, die nichts tun, außer "nichts weiterzubringen", hat man dann leider auch immer mehr um sich herum und da jammern sie dann - und treffen sich auch brav in "Gruppen" um zu erzählen, dass alle anderen ja auch so sind... - uihhh. Wichtig ist dann nur, wirklich mit Selbstreflektion zu beginnen. Sich aus dieser Lebensrolle wieder auszuwickeln, dafür braucht es natürlich einen Plan, Willen und Mut, Konsequenz und Ordnung ... und es bedeutete für mich, mir klar zu werden, dass ich weitaus schneller schreiben kann, wenn ich einen klaren Kopf habe. Ich tippe extrem schnell, das ist ein Vorteil (war die Schnellste in den Kursen in meiner Jugend). Wenn meine Gedanken also auch schneller fliessen könnten, ich weniger stocken würde... - ja und das passierte dann. Wie? Ich begann täglich schon morgens mit Sport, mit DETOX, und Meditation. Ich hab auch ein Läuferknie, aber durch Muskelstärkung, bin ich wieder so fit, dass es wieder geht..oder ich geh Nordic-Walking und mache Yoga... Ich schaffte mir Freiräume. Ein Partner muss das bei mir akzeptieren, ich brauche viel Zeit für mich, basta. Und ich schreibe 4-5 Seiten pro Tag (sofern ich Lust habe) oder ich schreibe gleich 15 und dann 2 Tage nicht! weil ich durch den Sport, durch Meditation und leichte Ernährung, nicht mehr "herumschwebe", sondern leichter umsetzen kann, also besser im Körper verankert bin und die Zufriedenheit ist jetzt auch wieder da... ;-)

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  2. Vieklen dank für deinen ausführlichen Kommentar, Sabine. Um das schnelle Tippen beneide ich dich :) Und mein Läuferknie trickse ich momentan aus, indem ich mich sehr langsam steigere. Bin jetzt wieder bei 6 Kilometern und mr reicht es, bis Jahresende wieder bei 10 zu sein. Ich bin übrigens auch gern morgens vor dem Frühstück gelaufen, aber wegen meiner Arbeitszeiten geht es jetzt nur noch abends. Und ich laufe mit meiner Frau zusammen. das schweißt auch zusammen.

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  3. Finde ich gut. Ich bin aber immer eine Alleinläuferin gewesen... aber das liegt wohl daran, dass ich gerne in mich selbst hineinhöre und nur bei mir bin und das wie eine Innenschau verwende/Unterhaltung mit meinem SELBST ;-) - ich bin ja so auf spiritueller Wachstumswelle und da brauch ich das irgendwie! - du schaffst das sicher, ich bin weitaus langsamer und komme nur auf ca. 6 KM und ich lauf auch nur so 45-50 Minuten... aber es geht sehr leicht, wahrscheinlich, weil ich oft extreme Wanderungen mit den Nordic Walkingstöcken unternommen habe und mein Hundi fordert mich auch! viel Spaß weiterhin bei deinem "Aufstieg" :-)

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  4. Der eigene Anspruch treibt, manchmal zu sehr. Und er führt mitunter auf Höhenflüge ;) Bei Dir, wie auch bei mir. Auch ich war vor drei Jahren mit meinem Marathontraining auf einem guten Weg, lief pro Woche ca 50 Km (10 km in knapp über einer Std. - Raucher!), zusätzlich einmal die Woche Kampfsporttraining.
    Dein Satz "Mein Selbstvertrauen war unerschütterlich und ich war sicher, dass ich alles schaffen konnte, weil ich schon das geschafft hatte" traf genau auf mich zu. Und dann löste mein Körper die natürliche Bremse aus.

    Und nun zur Beantwortung Deiner Fragen:

    1. Warum schaffe ich nicht, was ich mir vorgenommen habe?
    Weil ich mir zuviel vornehme

    2.Kann ich das überhaupt schaffen – zumindest theoretisch?
    Natürlich. Aber damit schaffe ich Druck. Druck bremst.

    3.Was muss ich tun, um das zu schaffen?
    Kleine Ziele. Gelassenheit üben. Perfektion abstreifen.
    4.Was muss ich dazu wissen?
    Den für mich passenden Kompromiss finden und realistische Ziele formulieren.

    5.Was will eigentlich ganz konkret?
    Was will der Mensch konkret? Glücklich sein. Einen gewissen Zufriedenheitspegel erreichen. Und sich am Ende auf die Schulter klopfen

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