Mittwoch, 21. August 2013

Mein Tag im Seminar – was ich mitgenommen habe



Mein Tag im Seminar – was ich mitgenommen habe

 


Selbstmanagement und Zeitmanagement 

 

Manchmal ist es witzig, wie sich die Dinge so fügen. Kurz nachdem ich diesen Blog begonnen hatte, eröffnete uns unser Chef (ja, ich habe einen Vollzeit-Job), dass er alle Mitarbeiter zu einem Tagesseminar zum Thema Selbstmanagement und Zeitmanagement angemeldet habe. Ich war natürlich hocherfreut und auch reichlich gespannt, wie es werden würde.

Am vergangenen Freitag war es endlich soweit. Dass Beratungsunternehmen ist zufälligerweise im selben Bürohaus ansässig, wie unsere Firma, so dass wir nur einmal die Treppe hoch mussten, um zu den Seminarräumen zu gelangen. Ich war in froher Erwartung, das Thema, das mich privat brennend interessiert, nunmehr von einem echten und vermutlich auch ziemlich teuren Profi dargeboten zu bekommen.

Den gesamten Seminarablauf will ich hier nicht wiedergeben. Die Veranstaltung lief inklusive Mittagspause, zu der wir in die NDR-Kantine eingeladen wurden, über sieben Stunden. Ich werde mich hier auf die Quintessenz dessen beschränken, was ich aus diesem Tag mitgenommen habe.

Diese besteht darin, dass drei Methoden, die im Kurs hintereinander vorgestellt wurden, ganz am Ende plötzlich eine untrennbare Einheit bildeten. Jede Methode für sich ist schon sehr effektiv. Alle drei zusammen, sollten helfen, jede Aufgabe zu bewältigen, die im Bereich des persönlich Machbaren liegt. Ich stelle Euch jetzt alle drei Methoden nacheinander vor.

 

Die 5-W-Regel


Diese Technik sollte immer dann zur Anwendung kommen, wenn wir entweder einen Auftrag erteilt bekommen, oder uns selbst eine Aufgabe stellen. 5-W steht für die fünf Fragen:



  • WER muss es machen? (Ich selbst, oder kann ich es delegieren?)
  • WAS muss getan werden? (Also worum geht es?)
  • WARUM muss es getan werden? (Beantwortung dieser Frage führt dazu, dass man den Nutzen    hinter der Aufgabe sieht. Dadurch ist man eher motiviert, tätig zu werden).
  • WANN muss es fertig sein? (Keine Aufgabe ohne klaren Erledigungstermin!)
  •  WIE gehe ich die Aufgabe an?


Als Bonus gibt es dazu noch ein sechstes W. Fragt mich nicht, warum die Regel nicht gleich 6-W-Regel heißt. Ich weiß es nicht. Jedenfalls lautet die Frage:



  • WELCHE Informationen brauche ich dazu vorher noch?


Zweierlei soll durch die strikte Anwendung dieser Regel erreicht werden:

Erstens zwingt einen die Beantwortung dieser Fragen zunächst dazu, innezuhalten, und nicht sofort in blinden Aktionismus zu verfallen. Wenn wir den Weg und das Ziel nicht kennen, kann es nämlich leicht passieren, dass wirin die falsche Richtung rennen.

Zweitens versetzen uns die Antworten auf die Fragen überhaupt erst in die Lage, weiter zu planen.
Kommen wir zur nächsten Methode:

 


Die ALPEN-Methode

 

Auch hier stehen die Buchstaben wieder für die einzelnen Teilaspekte der Methode. Die ALPEN-Methode versetzt uns in die Lage, eine systematische Zeitplanung für die anstehenden Aufgaben zu erstellen.

A steht für Aktivitäten auflisten. Aufgelistet wird also zunächst alles, was uns Zeit kostet. Hierzu gehören Aufgaben, Termine, Tagesarbeiten und bisher Unerledigtes.

L meint die Länge der Tätigkeiten (geschätzt).

P berücksichtigt die notwendigen Pufferzeiten, die immer mit eingeplant werden MÜSSEN!

E führt uns zur Entscheidung über Prioritäten, eventuelle Kürzungen und Delegation.

N widmet sich zum Schluss der Nachkontrolle. Alles, was erledigt wurde, wird abgehakt, alles Unerledigte ins Zeitplanbuch für den nächsten Tag übertragen.

Wer das erste Mal bei A anfängt, wird sich wahrscheinlich erschrecken, wie wahnsinnig lang die To-Do Liste ist. Das liegt daran, dass wir fast alle eine ganze Latte an immer wieder aufgeschobenen Aufgaben mit uns herum schleppen. Aber keine Panik: Die Methode wird uns helfen, diesen Berg kontinuierlich abzutragen.

Beim Schätzen der Länge einer Tätigkeit ist darauf zu achten, dass die Tätigkeit inklusive Vor- und Nachbereitungszeit eingeplant wird. Also auch das Zurechtlegen der Arbeitsmaterialien, der eventuelle Gang zur Toilette, das Aufräumen nach getaner Arbeit, zurückzulegende Wege, etc. Nur so bekommen wir ein realistisches Bild vom zeitlichen Umfang einer Aufgabe.

Die Pufferzeiten sind in einem Tagesplan extrem wichtig. Beachten wir sie nicht, werden wir auf jeden Fall scheitern, wenn es darum geht, unseren Tagesplan abzuarbeiten. Hier gilt die sogenannte 60:40 Regel. Das bedeutet, dass man immer nur 60% der zur Verfügung stehenden Zeit tatsächlich verplanen sollte. Auf diese Weise tragen wir der Tatsache Rechnung, dass es IMMER unvorhergesehene Störungen gibt. Das Telefon klingelt, eine wichtige E-Mail komm rein, ein Kollege oder Nachbar kommt unangemeldet vorbei, und so weiter. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass um die 40% unser täglich verfügbaren Zeit von solchen unvorhersehbaren Störungen belegt werden. Seien wir also realistisch und planen sie gleich mit ein.

Die Entscheidungen – vor allem die über die Priorität der Aufgabe – werden nicht immer ganz leicht fallen. Selbst bei nur drei Kategorien, A, B und C, fällt es den meisten Menschen schwer, sich zu entscheiden. Alles scheint gleich wichtig. Aber keine Sorge: Wo sich die ALPEN-Methode ausschweigt, wird uns die letzte der drei Methoden helfen. Behalten wir Punkt E also zunächst im Hinterkopf (Es sei denn, eine Aufgabe kann sofort delegiert werden).

Der Sinn der Nachkontrolle als letzter Punkt der ALPEN-Methode dürfte vom Sinn her klar sein. Höchste Aufmerksamkeit ist diesem Punkt aber auf jeden Fall zu schenken. Keine Kontrolle, keine Zielerreichung. Ist wirklich so.

 

Das Eisenhower-Modell

 

Es gibt die Legende, dass Dwight D. Eisenhower in seiner Zeit als Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte im zweiten Weltkrieg jeden aus seinem Stab warf, der das später nach ihm benannte System nicht aus dem Effeff beherrschte. Warum er darauf so einen Wert legte? Sehen wir es uns mal an:

Wie bei Punkt E der ALPEN-Methode erwähnt, fehlt uns noch ein todsicheres Kriterium, die Priorität einer Aufgabe festzulegen. Hierauf gibt Eisenhower eine glasklare Anweisung. Alles, was wir tun müssen, ist Folgendes: Jeder Aufgabe wird darauf untersucht, ob sie erstens wichtig und zweitens dringlich ist.

Dabei ist folgendes zu beachten: Dringlich ist eine Aufgabe dann, und NUR dann, wenn sie dadurch, dass ich sie an einem bestimmten Tag nicht erledige, am nächsten Tag obsolet ist. Beispiel: Wenn ich am nächsten Tag zu einem wichtigen, nicht verschiebbaren Meeting eingeladen bin, dann ist diese Aufgabe an diesem Tag dringlich, denn am Tag darauf brauche ich da nicht mehr hin, weil der Termin dann schon vorbei ist. Nur dringliche Aufgaben bekommen die Priorität A!

Am dringlichsten ist eine Aufgabe dann, wenn sie auch noch wichtig ist. Dringliche UND wichtige Aufgaben werden vor Aufgaben abgearbeitet, die lediglich dringlich sind.
B-Aufgaben sind alle wichtigen Aufgaben. Werden sie immer weiter hinausgeschoben, werden sie irgendwann zu A-Aufgaben. Trotzdem kommen sie in der Prioritätenreihenfolge erst nach den A-Aufgaben.

Demnach ist als C-Aufgabe zu betrachten, was weder dringlich, noch wichtig ist. Diese Aufgaben kann man erledigen, wenn man an einem Tag nicht die komplette Pufferzeit aufgebraucht hat und keine B-Aufgaben mehr anstehen, die in der verbleibenden Zeit abgearbeitet werden könnten. Aber auch nur dann!