Mittwoch, 7. August 2013

Wenn mal was dazwischen kommt



Wenn mal was dazwischen kommt

 


Unvorhergesehenes muss ein Projekt nicht torpedieren – Dank Pareto

 

Die vollkommene Planbarkeit des Lebens oder auch nur einiger seiner Bereiche ist vollkommen illusorisch. Nichts und Niemand kann uns garantieren, dass wir ein Vorhaben in einer gewünschten Zeit erfolgreich abschließen können. Eigentlich gibt es nicht mal eine Garantie dafür, dass wir ein Projekt überhaupt zu Ende bringen werden.

Auch ich muss mich dieser Wahrheit stellen. Zum Glück betrifft es ein Projekt; für das ich mir ohnehin kein Zeitlimit gesetzt hatte. Es geht um die Wiederaufnahme des regelmäßigen Joggens. Wie ich in meinem Artikel „Früher bin ich mal gelaufen“  erwähnt hatte, litt ich unter einem Läuferknie, das mich zu einer langen, langen Pause zwang und meine Fitness von damals ziemlich gut auf heute kaum vorhanden reduzierte. Ich habe jetzt das Training wieder aufgenommen. Leider ist das Läuferknie wieder da.

Den Lauf selbst ( 6 Kilometer) habe ich ohne Beschwerden überstanden. Als ich dann aber mittags in der Firma in die Pause ging, bemerkte ich schon auf dem Weg nach unten, auf der Treppe, einen stechenden Schmerz im linken Knie. Auf meinem halbstündigen Mittagsspaziergang wurde der Schmerz dann immer schlimmer, so dass ich nach der Hälfte auf einer Parkbank Pause machen musste.

Den Weg zurück ins Büro schaffte ich schließlich nur noch humpelnd. Ich musste einsehen, dass ich beim Wiedereinstieg den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht hatte. Ich werde also etwas ändern müssen, um mein Ziel, wieder ausdauernder zu werden, doch noch zu erreichen. Im Grunde wusste ich ja schon vorher, dass eine reine Laufpause vermutlich nicht den gewünschten Erfolg bringen würde. Stattdessen werde ich nun wohl oder übel den langwierigen Weg nehmen und meine Muskulatur kräftigen und dehnen.

Das ist nun allerdings einfach. Keine Deadline, kein Problem. Was aber, wenn bei einem termingebundenen Projekt etwas dazwischen kommt? Dann kann man einerseits Glück haben, und die 20% Zeitaufschlag, die von vornherein mit eingeplant waren, reichen aus, um die Störung abzufedern. Ihr plant doch grundsätzlich 20% mehr Zeit ein, als Ihr zu benötigen glaubt, oder? Nicht? Um Gottes Willen, wollt ihr den Stresstod sterben? Also künftig dran denken: IMMER 20% (mindestens) als reine Zeitreserve einbauen, wenn Ihr ein Projekt plant, dass zu einer bestimmten Zeit fertig sein muss.
Andererseits ist es natürlich auch möglich, dass die Störung eben nicht durch Eure Zeitreserve abgepuffert werden kann. Die Deadline lässt sich zu allem Überfluss auch nicht verschieben. Was tut Ihr dann? Schreiend davonlaufen wäre eine Option. Viele tun das.

Für alle anderen empfehle ich die Anwendung des Pareto-Prinzips . Dieses Prinzip besagt, dass 80 % der Ergebnisse in 20 % der Gesamtzeit eines Projekts erreicht werden. Die Gültigkeit dieser Regel ist vielfach nachgewiesen worden und die Aufteilung gilt auch für viele andere Bereiche. Hängt also eine Deadline wie ein Damokles-Schwer über Euren Köpfen, dann schaut Euch an, welche Eurer Bemühungen den 20% aus der Pareto-Regel entsprechen. Diese hochproduktiven und ergebnisorientierten 20% sind natürlich bei jedem Projekt anders, aber es gibt sie immer. Das Projekt zu analysieren und zu schauen, womit Ihr bei der Umsetzung wie viel Zeit verwendet,  ist der erste Schritt. Wenn Ihr das habt, fragt Euch, was davon auf gar keinen Fall weggelassen werden kann, um ein akzeptables Ergebnis zu erzielen.
Man sollte jetzt nicht davon ausgehen, dass es immer genau 20% sind, aber gemittelt ergibt sich dieser Wert. Das bedeutet, Ihr könnt in Einzelfällen sogar wesentlich mehr Zeit einsparen, in anderen Fällen dagegen etwas weniger. Viel ist es aber immer.

Umgekehrt könnt Ihr dann davon ausgehen, dass bei allem, was übrig bleibt, erhebliche Zeitersparnis durch Weglassen drin ist. Ihr bekommt dann zwar unter Umständen kein hundertprozentiges Ergebnis mehr, sondern nur ein achzigprozentiges, doch das ist angesichts eines drohenden Scheiterns des ganzen Projektes absolut vertretbar. Überlegt mal: Ihr wollt Euer Auto reinigen. Dazu fahrt Ihr zuerst durch die Waschstraße, geht anschließend mit dem Staubsauger durch den Innenraum nachdem Ihr schon die Fußmatten ausgeklopft habt, und dann noch mit dem Staubtuch über die Armaturen. Danach sucht Ihr die Karosserie nach Wasserflecken ab, die Ihr penibel abwischt. 

Dauert insgesamt ziemlich lange. Das Problem: Ihr habt nur eine viertel Stunde Zeit, weil Ihr dann los müsst, um Euren Chef abzuholen, bei dem Ihr einen guten Eindruck machen wollt. Zu spät Kommen ist da selbstverständlich keine Alternative. Wie wäre also ein akzeptables Ergebnis zu erzielen, ohne sich zu verspäten?
Nun, in diesem Fall würde ich meinen, einmal durch die Waschstraße und kurz die Fußmatten ausklopfen sollte reichen. Damit sind die auffälligsten Verschmutzungen beseitigt, das Auto glänzt schon aus der Ferne sichtbar und macht einen gepflegten Eindruck.

Das Saugen dauert, wenn ich es mache, gut 12 Minuten. Noch mal mindestens fünf Minuten kann man mit dem Poliertuch versemmeln. Das sind schon fünfzehn Minuten, die nur für den letzten Schliff benötigt werden. Das Durchfahren der Waschstraße dauert dagegen gerade einmal fünf Minuten, wenn es hoch kommt. Das Ausklopfen der Matten ist in drei Minuten erledigt. Innerhalb von acht Minuten kann man also fertig sein – oder eben in 8+17=25 Minuten, wenn man es perfekt machen will. 

Ach ja, zurück zu meinem Laufprojekt. Wenn ich das unter dem Gesichtspunkt des Pareto-Prinzips betrachte, dann ergibt sich folgende Erkenntnis: Um fit zu werden, kann ich z.B. dreimal die Woche vierzig Minuten laufen und danach eine Zwangspause von drei Monaten einlegen, weil mein Knie mich umbringt, was dann einem Zeitaufwand von neun Wochen für null Ergebnis entspräche.
Wenn ich dagegen die nächsten 4 Wochen darauf verwende, meine verkürzte Muskulatur zu dehnen und durch Übungen die muskulären Dysballancen zu beseitigen, kann ich in der fünften Woche wieder mit einem moderaten Training beginnen und es dann langsam von Woche zu Woche steigern, während ich die Übungen selbstverständlich weiter mache.

Zwei Wochen später werde ich dann schon wesentlich ausdauernde sein, als jetzt. Ich habe also nach sieben Wochen einen Erfolg zu erwarten, den ich andernfalls nach neun Wochen nicht nur nicht hätte, sondern auch noch auf unbestimmte Zeit weiter in die Zukunft verschieben müsste.

Pareto Rocks!


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